Zitat: „Ich weiß einfach, welche Möglichkeiten an der FH Münster bestehen. Und andersherum: Prof. Jüstel kennt unser Unternehmen auch sehr gut.“ – Dr. Benjamin Herden


Wer seine Abschlussarbeit in einem Unternehmen schreibt, der hat dort einen Fuß in der Tür – oder sogar zwei


Prof. Dr. Thomas Jüstel und Dr. Benjamin Herden berichten.


Quelle: FHocus30 Ausgabe SoSe 2017 Seite 12 – 13 „Die Kooperation klappt quasi blind“

Text: Theresa Gerks
Fotos: Robert Rieger, Natali Dick

„Es liegt mir schon am Herzen, dass meine Absolventen nach ihrem Abschluss eine gute Stelle bekommen.“ Prof. Dr. Thomas Jüstel ist Dekan des Fachbereichs Chemieingenieurwesen und seit 2004 an unserer Hochschule. „Wer wirklich Interesse am Fach hat, ernsthaft studiert und dabei bleibt – der hat keine Probleme, eine Stelle zu bekommen. Ich will nicht sagen, dass es für alle eine Jobgarantie gibt. Aber das Fachwissen eines Chemieingenieurs wird gebraucht – Verfahrenstechnik gibt es überall im Leben!“ Die „gigantische Breite“ an möglichen Arbeitsfeldern wird ihm immer wieder klar, wenn er überlegt, wo seine ehemaligen Projektmitarbeiter und Absolventen mittlerweile arbeiten: von der Lacktechnik über die Kunststoffbranche und Lichttechnik bis hin zur Metallverarbeitung. Tailorlux GmbH in Münster-Roxel, Merck KGaA in Darmstadt, Dr. Paul Lohmann GmbH KG in Emmerthal, Hochschulen in Vilnius, Utrecht oder Krakau, das Max-Planck-Institut für Kohleforschung – dies ist nur eine Auswahl der aktuellen Unternehmen und Einrichtungen. Der Großteil ist über gemeinsame Projekte oder kooperative Abschlussarbeiten in das Berufsleben gerutscht. So war es auch bei Dr. Benjamin Herden, der seit eineinhalb Jahren bei der Berger GmbH & Co. KG in Kamp-Lintfort arbeitet.

Projekte als beruflicher Türöffner
„Wir forschten damals in einem öffentlich geförderten Projekt, einem ZIM-Projekt“, erinnert sich Herden, „es ging vereinfacht gesagt um alternative, quecksilberfreie UV-Lampen.“ So kam er das erste Mal in Kontakt mit Berger. „Es lief damals schon gut, der Prototyp konnte realisiert werden.“ Die Leuchtstoffe stellten die FH-Projektmitarbeiter her, das Unternehmen nahm diese als Grundlage und entwickelte die Lampen, die wiederum an der Hochschule charakterisiert wurden.

Dr. Benjamin
Herden misst
die Lichtstärke
des Prototyps
im Labor bei der
Berger GmbH
& Co. KG


„Das Fachwissen eines Chemieingenieurs wird gebraucht –

Verfahrenstechnik gibt es überall im Leben!“

Prof. Dr. Thomas Jüstel


Dieser grüne LED-Leuchtstoff wird an unserer Hochschule dazu verwendet, weiße LEDs herzustellen. Gemeinsam mit roten und blauen Leuchtstoffen bildet er den Farbraum des Lichts nach.
Als das Projekt Mitte 2013 auslief, blieb es dabei, es gab zunächst keine weitere Entwicklung. Doch nach seiner Promotion und einem Arbeitsjahr in der Schweiz stieg Herden bei Berger ein – und greift das Projekt jetzt wieder auf. „Es soll nicht beim Prototyp bleiben – wir wollen noch anwendungs-orientierter arbeiten“, erklärt er. Gerade geht es konkret um ihre Verwendung als Sonnen-banklampen im Solarium. „Wir versuchen, direkt in diesen Markt ein Produkt zu platzieren.“ Und dafür möchte sich Herden Unterstützung vom Steinfurter Campus holen. Gemeinsam mit Jüstel hat er bereits einige Projektanträge geschrieben, um mit den finanziellen Mitteln die Forschungen vorantreiben zu können. „Ich weiß einfach, welche Möglichkeiten an der FH Münster bestehen“, macht sich Herden für die zweite Runde der Zusammen – arbeit stark, „und andersherum: Prof. Jüstel kennt unser Unternehmen auch sehr gut. Die Kooperation klappt quasi blind.“ Praktisch sind dabei auch die Multiplikatoren, die beide mit an den Tisch bringen. „Durch unsere vielen Kontakte haben wir schnell einige interessierte Leute mit im Boot.“
Projektpartner Runde zwei
Jetzt heißt es: warten auf Rückmeldungen. Falls die Zusammenarbeit erneut klappen sollte, möchte Herden kooperative Bachelor- und Master-arbeiten ermöglichen: „Wer seine Abschlussarbeiten in Unter-nehmen schreibt, für den ist es meistens leichter, ins Berufsleben zu finden. Projektmitarbeiter werden oft und gerne übernommen, da sie an einer aktuellen Herausforderung forschen und in ein spezielles Themenfeld eingearbeitet sind.“